ZUM PROGRAMM


Die Welt atmet und singt nur im pluralistischen Austausch, durch gegenseitige Wahrnehmung und Wertschätzung zwischen nationalen Traditionen.
In der Fremde wurde die Suche nach der eigenen Volkszugehörigkeit zum persönlichen Anliegen oder auch zum politisch motivierten Bestreben vieler Komponist*innen. Schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts bildete die Recherche und Sammlung von Volksliedern einen Inspirations-Stock für das Schaffen vieler Komponist*innen, so auch für den Brasilianer Heitor Villa-Lobos: seine Três Poemas indígenas (1926) und die Canções típicas brasileiras (1919) gehören zum Ergebnis der systematischen Erforschung der originären Musik- und Kulturlandschaft zahlreicher Staaten Brasiliens. Diese erforschte auch der ebenfalls aus Brasilien stammende Komponist Waldemar Henrique, der zahlreichen Märchen und Legenden des Amazonas-Regenwaldes vertonte.
Wir stellen die schillernden, zauberhaften Kultur Brasiliens in Dialog mit dem argentinischen Komponisten Alberto Ginastera, der 1971 seinen Lebensmittelpunkt in die Schweiz verlagerte und 1983 in Genf starb. Mit den Cinco Canciones Populares Argentinas (1943) kreiert er ein Prisma traditioneller Lieder und Tänze verschiedener argentinischer Provinzen. In Spanien wiederum war es Manuel de Falla, der die Tänze und Volkslieder aus Asturias, Murcia, Aragon und anderen Regionen untersuchte. Im Programm steht sein Zyklus Siete Canciones Populares Españolas (1914), der unser Gehör aus europäischer Perspektive betrachtet in vertrautere Gefilde leitet.